Eine
ganz oft gestellte Frage, die mich als Autor erreicht, ist die nach der Idee.
Wie komme ich gerade darauf, DAS zu schreiben? Woher nehme ich die Idee, für
den Plottwist, woher kommen die Charaktere, woher kommt dies, woher kommt das?
Die
Antwort darauf is so überraschend simpel wie einfach und von den meisten nie
wirklich akzeptiert. Und ich weiß nicht, ob ich für einige meiner Kollegen hier
ebenso sprechen kann, aber ich nehme meine Ideen aus dem Alltag. Ich sehe eine
Szene zwischen zwei Menschen, ich beobachte die Autos, die an mir vorbeifahren,
höre Gesprächsfetzen von fremden auf der Straße oder in der Uni – es sind so
banale, absolut durchschnittliche Momente, Augenblicke, die eine ganze
Geschichte in meinem Kopf entstehen lassen, ohne, dass ich auch nur aktiv etwas
dazu beisteuern muss.
Ich
sehe ein Musikvideo, ich höre Musik, ich schaue mir ein Livekonzert auf Youtube
an oder bin selbst ein Teil der großen Masse vor der Bühne – meine Inspiration
kommt aus so vielen Quellen. Die Magie ist quasi um mich herum und ich brauche
nur eine Hand ausstrecken und kann sie greifen.
Manchmal,
das gebe ich zu, ist es schwerer, eine Idee umzusetzen. Aber an anderen Tagen,
da fließen die Worte nur über meine Finger, und ich bin in der Lage mehr als 30
oder 40 Seiten an einem Tag zu schreiben. Der Flow ist da und man muss nur wissen, ihn zu nutzen. Selbst im Büro,
wenn ich von Akten und Arbeit umgeben bin, und mich die Idee anstößt und sagt,
sie will jetzt meine Aufmerksamkeit, nehme ich mir einen alten Schmierzettel,
notiere die Szene in schnellen, hinterher kaum leserlichen Sätzen, um dann
schnell wieder an die Arbeit zu gehen, mit der ich im Moment meinen
Lebensunterhalt verdiene. Was ich hinterher mit dem Zettel und der Idee mache,
ob ich sie nutze oder einfach in die Klarsichthülle zu den anderen Zetteln tue,
ist dann eine andere Sache.
Manchmal
sind mir auch schon Ideen bei Gesprächen am Telefon mit den Mandanten meines
Chefs gekommen, mal habe ich etwas auf der Straße beobachtet oder die Bilder
kamen einfach so in meine Gedanken, dass ich sie nicht mehr losgeworden bin. Es
ist unterschiedlich, woher ich meine Ideen nehme. Aber sie kommen oftmals nicht
von irgendwo her.
Die
meisten Menschen, die mir über den Weg laufen, denken sicherlich, dass ich mich
mit meinen Kopfhörern von der Welt abschotte und mit keiner Seele etwas zu tun
haben will. Es ist eher das Gegenteil der Fall. Ich nehme meine Umwelt aktiv
wahr, sonst wäre ich nicht in der Lage, auf Anhieb etwas aus dem Ärmel zu
schütteln, wenn man es von mir verlangt. Sicher, ob die Sache, die ich eben
butz hinkritzle dann gut ist, ist eine andere Frage. Aber es geht hier um’s
Prinzip.
Jemand,
der mit offenen Augen durch die Welt geht, in die Welt eintaucht, auch ohne es
jeden wissen zu lassen, wird schneller in der Lage sein, eine Geschichte aufs Papier
zu bringen als jemand, der sich in seine Welt zurückzieht und von nichts und
niemanden etwas wissen will.
Die
Inspiration für unsere Geschichten, für die Romane und die Figuren und ihre
Probleme – all das liegt um uns herum. Bilder, Bücher, Musik, Filme oder
einfach nur das Real Life, wie man so schön sagt, liefern genug Ideen,
wenngleich ich auch gestehen muss, dass Musik
meine größte Quelle ist. In den Lyriks werden oft genug kleine
Geschichten erzählt, die Musiker selbst erzählen sie in Interviews oder man
bekommt eine Gänsehaut, wenn man die Band auf der Bühne agieren sieht. Ich
selbst habe auch Bühnenerfahrung – ich war Bassist in der Schülerband, habe
danach nur leider keine Zeit mehr gehabt. Wer einen guten Abschluss hinlegen
will und nebenbei das Haupthobby Schreiben betreiben möchte, muss sich von
etwas trennen. Bei mir war es die Musik oder das Schreiben. Die Entscheidung
fiel mir dahingehend einfach, da ich schon damals besser mit Buchstaben als mit
Noten umgehen konnte. Aber allein wegen der Vergangenheit und meiner Beziehung
zur Musik, weil ich selbst aktiv welche gemacht habe, habe ich eine tiefere,
engere Verbindung zur Musik. Anderen geht es da vielleicht mit dem Malen, dem
Zeichnen, dem Tanzen oder sonstigen Künsten so.
Für
meinen Fantasyroman bediente ich
mich an meinem Wissen über Magie, über Rituale und Zeremonien aus dem
Paganismus oder dem Wicca – wobei ich hier nichts auf eine Stufe stellen
möchte. Ich selbst bin kein Wicca und auch kein Anhänger des Paganismus. Ich
bete keine Götter sein, habe keinen Altar und halte auch keine Zaubersprüche
oder Rituale ab. Einige mögen das machen, mich interessiert jedoch nur das „Hexenwerk“
außerhalb der Rituale im echten Leben. Aber gerade für meinen Fantasyroman war
es auch wichtig, sich mal die Rituale/Zeremonien wenigstens durchzulesen. Denn,
auch wenn man Fantasy schreibt, kann man nicht alles an den Haaren herbeiziehen
und sich alles selbst ausdenken. Man braucht schon ein wenig Referenz! Und
während ich mich dahingehend mit Magie beschäftigte, kam mir im Zuge dessen
eine Idee nach der anderen, die ich umsetzen wollte und die teilweise noch
immer in meinem Notizbuch stehen, damit ich sie im weiteren Verlauf verwenden
kann.
Es
ist vor allem aber das, was uns Spaß macht und mit dem wir uns auskennen, das
am meisten inspiriert und von dem man am meisten Ideen ziehen kann. Aber mein Tipp an all diejenigen, die mal mit
sich ringen und nichts zu Papier bekommen:
Haltet
die Augen auf. Geht für eine Stunde raus. Geht durch den Wald, durch die Stadt,
fahrt ein paar Stationen mit der S-/U-Bahn, wenn ihr in einer Großstadt lebt.
Es gibt SO unglaublich viel. Gesprächfetzen, eine ganz bestimmte Stimmung in
einer Gasse oder Straße, die ihr hinunterlauft. Ich kann die Liste beliebig
erweitern. Inspiration kommt nicht nur aus dem Autor, der Autor lebt in der
Inspiration! Und jetzt fühle ich mich gerade ganz intelligent und wortgewandt!
Aber ganz ernsthaft gesagt: Es stimmt. Wie oft saß ich schon hier und wusste
nicht weiter? Dann habe ich mich selbst ins Auto gepackt und bin in den
nächsten Wald gefahren – mein Glück als Dorf/Kleinstadtkind ist es, dass ich
davon umgeben bin. Der Spätsommerwind in den rauschenden Blättern, das leise
Knacken und Knarzen der Bäume, die letzten Sonnenstrahlen des Tages auf der
Haut und die Natur um einen herum. Allein die Vorstellung, mein Hauptcharakter
stünde in dem Moment neben mir, fühlt und sieht dasselbe wie ich es sehe,
reicht den Duft von frischem Gras und hört das Rauschen der Kornfelder… Allein
das hat mir in einigen Momenten geholfen, meine Fantasyromanreihe
weiterzuschreiben, weil ich meinen MC neben mir gesehen habe, mit mir in diesem
Moment – dieselben Gedanken, dasselbe Leben. Und so gehe ich sehr oft durch die
Welt und sammle von allen Ecken etwas auf, das ich hinterher benutzen kann.
Wo
findet ihr eure Inspiration? Oder wie haltet ihr sie fest?
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