Der Versuch, aktiver in der „schwarzen“ Szene zu
sein, geht für mich auch mit einer Umstellung meines Kleiderschranks einher.
Ich trag zwar seit Jahren (!) nur schwarz und werde oft genug gefragt, auf
welche Beerdigung ich gehen würde oder wer gestorben sei, aber es ist für mich
nicht „goth“ genug. Der Schlüssel, sich auch durch die Kleidung auszudrücken,
liegt nicht nur in der Farbe, sondern im ganzen Stil. Und Goth hat mich seit
nunmehr 10 Jahren gefesselt und nie wirklich losgelassen, denn es stimmt, was
behauptet wird. „Emo“ ist eine Phase, durch die man geht. Viele haben diese
Phase mitgemacht, haben sich die Ponys ins Gesicht gekämmt und vielleicht Jahre
lang die Familie nur mit einem Auge gesehen. Aber Goth – Goth ist ein Lifestyle
und keine Phase, durch die man mal eben so spaziert und die man hinterher
einfach ... hinter sich lässt. Ich habe es selbst erkennen müssen. Goth(ic)
besteht nicht nur aus dunklen, schwarzen Klamotten, es ist die Musik, die Mode
natürlich auch, die Literatur (E.A. Poe und andere), die Mentalität, die
Weltanschauung, die Einstellung zu Themen und Problemen. Es ist nicht immer
leicht, die eigene Individualität auch nach außen zu kehren. Ich kenne das
Problem selbst. Aber wenn man erst an dem Punkt angekommen ist, an welchem einen
die Meinungen der anderen, „normalen“ Menschen am Arsch vorbei geht, hat man
bis dato alles richtig gemacht. Zumal man in den letzten Monaten nicht einmal
mehr so auffällt, wenn man nur
schwarz trägt, denn der „All Black Everything“ –Style hat ein komplett
schwarzes Outfit auch für Ottonormalverbraucher ohne Bindung zur schwarzen
Szene tragbar gemacht. Ein wenig zum Nachteil der Goths an sich, aber auch
durchaus zu einem Vorteil: Man kann nun endlich auch während eines Trips durch
die Stadt in Durchschnittsläden wie H&M und New Yorker schwarze Klamotten
finden, die durchaus für Strega, Goth im Allgemeinen und Metal gemacht sind.
H&M hat momentan eine große Auswahl an Bandshirts von Iron Maiden, auch wenn viele wohl glauben werden, es handle sich um
eine Marke und keine Band.
Aber um auf das Thema des eigentlichen Eintrages
zurückzukommen:
Ich bin seit jeher von den verschiedenen Stilen
des Goth fasziniert. Von Darkromantic hin zu Cybergoth/Industrial,
Postapocalyptic und Steampunk. Selbst Lolita (gerade die Mode um Mana von Moi
dix mois) hat eine besondere Wirkung auf mich. Es ist so elegant, so hübsch und
wirkt wie aus einer anderen, längst vergangenen Zeit. Selbiges gilt für
Mittelalterstile. Goth(ic) ist so vielseitig, so schön und vor allem auch so ausdrucksstark.
Man kann sich damit besser ausdrücken, sich selbst besser darstellen und ein
Bild von sich selbst kreieren, als wenn man die hellblaue High-Waistjeans
kauft, die eine Millionen anderer Mädchen auch trägt, dazu das rosa Croptop
überzieht und sich die Haare blondiert oder karamell färbt, weil es eben MODE
ist. Mich hat die Mode, die für die Breitbandverbraucher gemacht wurde, noch
nie interessiert.
Letztes Jahr stieß ich dann auf den Tag „strega“
bei Tumblr und war fasziniert von der Silhouette, der Individualität, die
dieser Stil ausdrückte.
Die Originalvorlage war der japanische Mori-Kei-Stil, der sich aus verschiedenen Nuancen des Beige als Farbgrundlage hat und sich durch "Kleidungsschichten" auszeichnet. Das Gegenstück dazu wäre "Dark Mori" - eben die ganze Version nur in Schwarz/Grau.
Mai-Magi - ehemals Shortcuttothestars - eine
Tumblr-Bloggerin und Alternativmodel den Begriff "Strega" zusammen
mit ihren Followern eingeführt und damit dem Stil einen Namen gegeben, da ihr
die Regel des Mori-Keis zu eng waren.1 Denn wie jede japanische
Moderichtung, wie bspw. Lolita, hat Mori enge Richtlinien², deren
Überschreitung oftmals fies kommentiert wird. Strega hingegen ist quasi das
europäische/westliche Gegenstück dazu und hat keine Richtlinien, außer die
Grundlage, dass das ganze Outfit einen „witch form the woods“-Touch haben und
dementsprechend ziemlich „witchy“ anmuten sollte.
Das Wort „Strega“ an sich ist etymologisch
italienisch und bedeutet übersetzt nichts weiter als "Hexe". Der
Kleidungsstil „Strega“ ist demnach die moderne Interpretation einer Hexe,
eines Magiers, wenn er nicht in seiner "mitterlalterlichen, Lord of the
Rings"-Umgebung ist, sondern in einer modernen Gesellschaft wie der
unseren. Es ist alles ein wenig mystisch, anderes und dennoch super bequem
und auch im Alltag tragbar. Durch die verschiedenen Möglichkeiten der
Kombination ist er auch für jede Saison nutzbar und ich liebe ihn einfach!
Zumal ich auch in meinem Nebenjob als Anwaltshilfe auch im Büro Strega tragen
kann. Mein Chef ist sehr locker was die Kleidungsregeln bei uns im Büro angeht
und hat nicht ein Wort dazu fallen lassen, dass ich seit gut einem Jahr nichts
anderes als Schwarz und Dunkelblau trage. Und Strega ermöglicht es einem auch
in einem Bürojob ein wenig seiner eigenen Individualität nach außen zu tragen.
Denn es kann von casual zu schick gehen und von richtig edgy zu fast schon
cute. Es ist möglich, verschiedene Muster zu benutzen, verschiedene Stoffe von
Lederröcken und Stickpullovern, Haremhosen, Oversizetops und Zipfelcardigans.
Die Variationsmöglichkeiten lassen so viel Spielraum.
Strega ist völlig frei und selbst wenn behauptet
wird, dass schwarz die zentrale Farbe sein soll, gibt es keine Grenzen außer
„to set the inner witch free that live in all of us“ ³. Die Inspiration für die
Mode kann aus Märchen kommen, vom original Mori-Vorbild, aus der Natur –
einfach von überall her. Es ist so frei und genau das macht es so attraktiv für
viele. Und für mich allein aus dem Grund, weil ich eben einen Job habe, in dem
man eben ein wenig „normaler“ wirken muss. Es gibt eben diese Grenzen in
unserer Gesellschaft, die man nicht brechen kann, wenn man essen, wohnen und
einfach leben will. Wir müssen als Menschen einer Alternativen Szene unsere
Erwartungen ein wenig zurückstellen, auch wenn es immer heißt: Sei du selbst.
Aber mit Strega ist es völlig möglich, auch im everyday life ein wenig anders,
ein wenig mystisch und „witchy“ zu sein.
Für Inspirationen, werft einen Blick auf
Mai-Magis Blog: http://mai-magi.tumblr.com/
Sie ist so ziemlich die Main-Inspiration für mich
und ich LIEBE ihre Outfits und von den Youtube-Videos nach zu urteilen, ist sie
eine super liebe Person.
Ein paar Beispiele:
https://s-media-cache-ak0.pinimg.com/564x/eb/55/80/eb5580c03d194de3890bc41ec3c2e24d.jpg
http://ak2.polyvoreimg.com/cgi/img-set/cid/133364023/id/SABD__Yu5BGYMkPbZFZllw/size/y.jpg
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